Neues Testament

Neues Testament
   meint als Begriff in erster Linie den im Urchristentum entstandenen christlichen Teil der Bibel (der Heiligen Schrift ). Gelegentlich bezeichnet N. T. auch den ”neuen Bund“ als heilsgeschichtliche Größe. Sprachlich ist N. T. von da her abgeleitet (hebr. ”berit“, lat. ”testamentum “, griech. ”diatheke“).
   1. Das NT besteht aus einer Sammlung von 27 Schriften, die der Hauptsache nach zwischen 80 u. 100 n.Chr. entstand u. im Lauf der ersten vier Jhh. n.Chr. ”kanonische Geltung“ (Kanon) erlangte. Wahrscheinlich wurden zunächst die Paulus-Briefe (mit Hebr) gesammelt, danach die Evangelien (Logienquelle, Synoptische Evangelien , Johanneisches Schrifttum ), die Apostelgeschichte, die ”Katholischen Briefe“ u. die Offb. Die Originalschriften sind verloren. Die handschriftliche Überlieferung hat ein sehr hohes Alter (ältestes Fragment Anfang des 2. Jh.) u. gestattet eine wissenschaftlich einwandfreie textkritische Präsentation, die auch die Varianten aus der Zeit einer relativ freien Textüberlieferung enthält. Der ursprünglich griech. Text des NT wurde seit Beginn des 3. Jh. in das Lateinische, Syrische u. Koptische übersetzt. Der Begriff N. T. bürgerte sich seit Klemens von Alexandrien († nach 215) ein.
   2. Nach wie vor besteht im Bereich des Christentums die irrtümliche Auffassung, der ”neue Bund“ habe den ”alten Bund“ abgelöst. Auch dort, wo innerhalb des NT von zwei Bünden die Rede ist (2 Kor 3; Hebr 8 u. 9), wird über eine Ablösung oder Beerbung des alten oder ersten Bundes kein Wort gesagt. Der Rückgriff auf die prophetische Ankündigung eines ”neuen Bundes“ (Jer 31; Jes 55 u. 61; Ez 16) meint vielmehr die neue Gewährung einer Versöhnung der Menschen mit Gott, eine Erneuerung des als ”Bund“ formulierten Gottesverhältnisses. Vermittelt durch den Juden Jesus von Nazaret dürfen Christen ”aus den Heiden“ in diesen Gottesbund eintreten oder doch wenigstens seine Heilswirkungen empfangen (Judentum und Christentum ). Für Christen gelten beide Teile ihrer Bibel, AT u. NT, als normative Glaubensurkunden, wobei die Spannung zwischen unterschiedlichen Theologien u. Interpretationen des Geschehens hingenommen wurde u. wird. Als sein ”Testament“ hinterließ Jesus die Botschaft von der nahe gekommenen Herrschaft Gottes, deren ”Grundgesetz“ die Einheit von Gottes- u. Nächstenliebe ist u. die anfangsweise in veränderten menschlichen Haltungen u. Beziehungen praktiziert werden kann. Sie gründet im Liebes- u. Vergebungswillen Gottes u. ist durch die ”Sendungsautorität“ Jesu vermittelt. Sie bezeugt das fortbestehende Ja Gottes zu Welt u. Menschheit, die von ihm geschaffen wurden u. vollendet werden sollen. Das NT zeigt, wie unter dem Eindruck der Ostererfahrungen die einzigartige Qualität Jesu als des menschgewordenen Wortes Gottes bewußt u. die ”dreifaltige“ Gegebenheitsweise des einen Gottes als sich selber in seinem Wort u. in seinem Geist mitteilender Vater erkannt wurde. In seinem Offenbarungs- u. Heilswillen sah u. sieht die Kirche ihren Ursprung, die Gemeinschaft der Glaubenden, die sich – immerfort ihrer Verwurzelung im Glauben Israels eingedenk – in ihrer Liturgie der Machttaten Gottes erinnert, Fürbitte hält u. (paulinisch wie synoptisch u. johanneisch) das Evangelium der Versöhnung weiter verkündet. Das NTsieht realistisch auf die Bedrängnisse des Glaubens u. der Treue u. vermittelt Zuversicht u. Hoffnung dank der göttlichen Verheißungen. Als Ganzes genommen versteht sich das NT als endgültige u. unwiderrufliche (”eschatologische“) Gottesoffenbarung u. -zusage in einer Situation des Wartens auf die vollkommene Erlösung u. auf die volle Verwirklichung der Gottesherrschaft.

Neues Theologisches Wörterbuch. . 2012.

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